Vom (Gran)Paradiso über die Poebene in den Piemont

(22.09.2023)

Krass, wie sich die Landschaften innerhalb weniger Kilometer ändern. Morgens fahren wir runter aus den kargen, felsigen Bergen, Mittags fahren wir durch die grüne, flache Ebene des Po und am Abend kommen wir im hügeligen Weinanbaugebiet Piemont (Montferrato) in dem Dorf Fubine an.

Nach Fubine sind wir eigentlich nur gekommen, weil das Dorf gut gelegen in der Nähe von Asti liegt und dort ein Stellplatz ist. Auf goggle maps ist es nicht mehr als ein kleiner Flecken. Vielmehr als eine Straße durch den Ort gibt es nicht. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick hat sich das Dörfchen einen Platz in unseren Herzen erobert.

Beim ersten Spaziergang durch den Ort kommen wir zufällig bei der Touristeninformation vorbei und oft gehe in hinein und frage, ob es zur Zeit etwas besonderes zu sehen gibt, wie z.B. ein Fest, ein Markt, eine Ausstellung. Das Gebäude sieht von außen schon besonders aus. Ich will sehen, wie es innen aussieht und gehe rein. Dieses Mal haben wir ganz besonderes Glück.

Die Mitarbeiterin bat mich für 2 Minuten draußen zu warten und dann wieder hinein zu kommen. Ich fand das zunächst etwas befremdend. Aber gut. Ich bin raus zu Alfredo. „Wir sollen in 2 Minuten rein kommen“.

Als wir wieder rein kommen deutet die Mitarbeiterin zur Treppe, die tief in einen Keller führt. Die 2 Minuten hat sie genutzt, um duzende Kerzen anzuzünden.

Es gibt in Fubine und den umliegenden Döerfern eine Besonderheit, die sogar 2014 Teil des Weltkulturerbes ist. Und zwar wurden unter den alten Häusern, als Anhängsel der Keller weitere Räume gegraben, um Wein in Flaschen oder auch in Fässern zu lagern. Je nach handwerklichem Geschick der Bewohner sind es mal einfache Nischen oder auch mal ganz aufwändige Kellergewölbe.

Die beiden Bilder ohne Kerzenschein sind aus dem Keller unter einem Restaurant, wo wir zweimal zum Essen waren. Ja, der Ort hat uns so gut gefallen, dass wir 4 Tage dort geblieben sind und das Essen war beim ersten Mal so gut, dass wir auch das Restaurant ein zweites Mal besucht haben.

In einer Kirche war ich ganz angetan von den detaillierten Steinmetz-Arbeiten an der Decke.

Ein so kleiner Ort mit nur 1500 Einwohnern und so eine prachtvoller Kirche!? Kam mir schon komisch vor. Aber es hat gedauert, bis ich den Bluff erkannt habe.

Am Ortsausgang gab es noch ein Schloss mit angrenzendem Park, den Palazzo Bricherasio. Heute ist darin ein Altersheim für Männer (ich meine sogar gelesen zu haben insbesondere für Opernsänger). Es gab dort eine große Terrasse mit Blick über die Weinberge. Es schien, als ob Mann dort einen schönen Lebensabend verbringen könnte.

Einen Tag haben wir genutzt, um mit dem Roller nach Asti zu fahren. Asti ist bekannt für seine Weine, insbesondere für den Schaumweine. Aber auch berühmt für ein Pferderennen „ohne Sattel“, den historischen Palio. Das Fest findet jedes Jahr im September statt. Dieses Jahr in der Woche bevor wir dort waren. Die ganze Stadt war aber noch mit den Fahnen der verschieden Familien/Vierteln geschmückt.

Asti ist reich an mittelalterlichen Kaufmannshäusern und Palästen, von denen viele monumentale Türme haben. Asti war bekannt als die Stadt der hundert Türme.